Was ist ein Ulcus?
Unter einem Geschwür (Ulcus) im Allgemeinen versteht man einen umschriebenen Substanzdefekt einer Schleimhaut, bei dem, im Gegensatz zur oberflächlichen Erosion, auch tiefere, über die eigentliche Schleimhaut hinausgehende Schichten betroffen sind.
Man unterscheidet zwischen einem Magengeschwür und einem Zwölffingerdarmgeschwür. Ein Magengeschwür (auch Magenulcus, Ulcus ventriculi) ist ein lokalisierter Defekt der Magenschleimhaut, während ein Zwölffingerdarmgeschwür (auch Ulcus duodeni) ein lokalisierter Defekt der Schleimhaut des Zwölffingerdarms ist. Geschwüre des Zwölffingerdarms sind dreimal häufiger als Magengeschwüre. Beim Zwölffingerdarmgeschwür sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Geschwüre können auch mehrfach auftreten und sowohl Magen als auch Zwölffingerdarm gleichzeitig betreffen.
Die Schleimhautschäden führen zu stechenden oder brennenden Schmerzen im Oberbauch. Die Erkrankung neigt zu Chronizität mit häufig wiederkehrenden Beschwerden. Reicht das Geschwür tief in die Schleimhaut, können auch größere Blutgefäße betroffen sein. Es kommt zu einer Blutung.
Was sind die Ursachen für einen Ulcus?
Die häufigste Ursache für einen Magenulcus ist eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis), die durch bestimmte Stämme des Helicobacter pylori verursacht wird. Seltenere Ursachen sind die längere Einnahme von bestimmten Medikamenten (schmerz- und entzündungshemmende Mittel), körperlicher Stress (z.B. schwere Krankheit) oder andere Erkrankungen (z.B. Hyperparathyreoidismus, Zollinger-Ellison-Syndrom).
Durch die oben genannten Ursachen entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den Faktoren, die die Schleimhaut schädigen, und solchen, die sie schützen. Zu den aggressiven Faktoren zählen die Magensalzsäure, Verdauungsenzyme des Magens (v.a. Pepsin) und Gallensäure. Als schützend werden die Schleimproduktion des Magens, eine gute Durchblutung der Magenschleimhaut und eine ausreichende Regeneration der obersten Zellschichten der Magenschleimhaut angesehen. Das Ungleichgewicht bewirkt, dass die sehr aggressive Magensäure die Wand des Magens schädigt.
An der Entstehung eines Zwölffingerdarmulcus scheinen mehrere Faktoren beteiligt zu sein. Er tritt gehäuft im jüngeren bis mittleren Lebensalter vorwiegend bei Personen männlichen Geschlechts und bei Personen mit Blutgruppe 0 auf. Eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori wird als Risikofaktor beschrieben, ein vermehrtes Auftreten im Frühling und im Herbst wird beobachtet. Auch psychosomatische Faktoren spielen eine Rolle. Atypisch lokalisierte, multiple (mehrfache) und rezidivierende (nach Ausheilung wiederkehrende) Ulzera weisen auf ein Zollinger-Ellison-Syndrom hin.
Wie wird ein Ulcus behandelt?
Neben jeder medikamentösen oder operativen Therapie sollten vom Patienten folgende Allgemeinmaßnahmen durchgeführt werden. Darunter fällt eine Regulierung der Lebensweise und Stressabbau, Nahrungsumstellung im Sinne einer leichten Mischkost und häufige Aufnahme kleiner Mahlzeiten, keine späte Abendmahlzeit, langsam essen und gut kauen, Alkohol meiden und vor allem kein Nikotingenuss. Wenn möglich sollte auch auf Medikamente verzichtet werden, welche die Ulcusbildung fördern können wie z.B. bestimmte Schmerzmittel und acetylsalicylsäurehaltige Medikamente.
Darüber hinaus wird versucht, medikamentös das gestörte Gleichgewicht von Schleimhautaggressiven und -schützenden Faktoren wieder herzustellen. Möglich ist die Verabreichung sogenannter Antazida. Diese Substanzen neutralisieren die Magensäure, alleine oder in Kombination mit Medikamenten zur Drosselung der Magensäureproduktion (Säureblocker, auch Protonenpumpeninhibitoren genannt). Zur Unterstützung der Magenschleimhaut können Substanzen verabreicht werden, die selber einen Schutzfilm ausbilden und so Magensäure und Verdauungsenzyme von der Magenschleimhaut abwehren. Es können auch sog. Prostaglandinanaloga verabreicht werden. Diese Medikamente regen die Schleimzellen des Magens zur Bildung des protektiven, also schützenden Schleims an.
Wird eine Infektion mit Helicobacter pylori nachgewiesen, kann eine kombinierte Behandlung verschiedener Antibiotika und säurereduzierenden Medikamenten (Protonenpumpeninhibitor) zum Erfolg führen. Eine erfolgreiche Eradikation bedeutet in der Regel eine Ausheilung der Ulcuskrankheit.
Bei Versagen einer medikamentösen Therapie, bei Komplikationen wie Blutung, Perforation oder Magenverengung mit Entleerungsstörung oder bei Verdacht auf Vorliegen eines Magenkarzinoms, muss möglicherweise ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden.
Was sind Protonenpumpeninhibitoren (PPI)?
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind Medikamente zur Reduzierung der Magensäureproduktion im Magen. PPI blockieren ein Enzym in den Zellen der Magenschleimhaut, das die Magensäure unmittelbar in das Mageninnere pumpt (auch H+ / K+-ATPase genannt).
PPI sind im Vergleich mit anderen Arzneimitteln das effektivste und am längsten anhaltende Mittel um das gestörte Gleichgewicht von Schleimhautaggressiven und -schützenden Faktoren wieder herzustellen. Damit verbunden zeigen PPI auch die besten Heilungsraten bei säurebedingten Erkrankungen. Diese Wirkstoffe sind unter anderem in der Kombinationstherapie mit Antibiotika zur Helicobacter pylori Behandlung und Eradikation von Bedeutung.
Zur Gruppe der PPI gehören die Wirkstoffe Omeprazol, Pantoprazol, Esomeprazol, Lansoprazol und Rabeprazol.