Was ist Schizophrenie?

Die Schizophrenie (griech. „abspalten“) gehört zur Hauptgruppe der endogenen Psychosen, das heißt, die Krankheit entsteht anlagebedingt und ist eine Sammelbezeichnung für eine ganze Reihe von psychischen Krankheiten. Unter Psychose versteht man eine psychische Störung, die durch den grundlegenden Wandel des eigenen Erlebens und des Außenbezugs charakterisiert ist.
Die Schizophrenie führt zu Störungen und Veränderungen des Denkens, Fühlens, Handelns und des Ich-Erlebens. Vorher vertraute Personen und Dinge werden unheimlich. Oft steht eine Störung des Realitätsbezugs, die sich in Halluzinationen und Wahn zeigt, im Vordergrund. Aber gerade weniger „auffällige“ Symptome wie Störungen des Denkablaufs, der Gefühle, der Motorik und des Bezugs zur eigenen Person sind häufige Merkmale.
Eine schizophrene Persönlichkeit zeichnet sich dadurch aus, dass die gesamte Persönlichkeit auf sehr verschiedene Art und Weise fremdgesteuert wird, im Gegensatz zu Neurosen, wo nur Teile der Persönlichkeit einer derartigen Fremdsteuerung unterliegen.

Welche Symptome begleiten die Schizophrenie?

Bei der Schizophrenie unterscheidet man zwischen „Positiv-“ und „Negativ-“ Symptomen.

Positivsymptome

Charakteristisch für Positivsymptome sind Ich-Störungen sowie formale und inhaltliche Denkstörungen.
Unter einer Ich-Störung versteht man Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung.
Unter inhaltlichen Denkstörungen versteht man Halluzinationen oder Wahnbildung. Vor allem akustische Halluzinationen (Hören von Stimmen) gehören zu den häufigsten Symptomen bei Schizophrenie-Patienten. Viele Patienten leiden unter Verfolgungswahn. Sie glauben, dass andere Personen wie Außerirdische oder Angehörige ihnen Schaden zufügen wollen, oder ihre Gedanken hören können.

Negativsymptome

Hierunter versteht man Verhaltensdefizite, die zum Teil schon vor dem Auftreten akut psychotischer Symptome bestehen können und diese oft überdauern. Zu ihnen zählen zum Beispiel sozialer Rückzug, Antriebsverlust, Willensschwäche (Apathie), emotionale Verarmung oder Verflachung, mangelnde Körperpflege, psychomotorische Verlangsamung und starker Gewichtsverlust. Weiter leiden Patienten auch unter der Spracharmut (Alogie), einer negativen Denkstörung mit Sprachverarmung oder Verarmung des Sprachinhalts. Viele Patienten leiden zudem auch unter Schlafstörungen während der akuten Phase einer Schizophrenie. Meist folgt nach Abklingen einer akuten schizophrenen Episode eine depressive Phase.
Dies zeigt, dass Negativsymptome zumeist gravierendere Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben als die Positivsymptome.

Welches sind die Ursachen einer Schizophrenie?

Als zentral wird eine Störung der Regulation der Informationsverarbeitung angesehen. Diese kann als Ursache eine genetische Veranlagung (Disposition), biologische oder psychosoziale Einflüsse haben.

Genetische Veranlagung

Die Zwillingsforschung hat eine genetische Komponente der Schizophrenie belegt. Sie zeigt, dass je näher die Verwandtschaft mit einem Schizophreniekranken, desto wahrscheinlicher wird auch eine eigene Erkrankung. Das generelle Risiko, eine Schizophrenie zu entwickeln, liegt bei 1%. Dieses Risiko steigt auf 3%, wenn einer der Großeltern betroffen ist. Bei einem schizophreniekranken Elternteil beträgt das Risiko 5-10%, bei kranken Geschwistern 8-10%, bei zweieiigen Zwillingen 21% und bei eineiigen Zwillingen etwa 45%.
Dieses Ergebnis zeigt jedoch auch, dass die Schizophrenie nicht nur rein genetischer Ursache ist, da sonst die Risikoquote für eineiige Zwillinge bei 100% liegen müsste.

Biologische Einflüsse

Es gibt auch Hinweise auf einen Zusammenhang von Schizophrenie mit frühkindlichen Hirnschädigungen, etwa durch Geburtskomplikationen. Weiterhin gibt es einige Befunde, die vermuten lassen, dass frühkindliche Infektionen eine Rolle spielen.
Während einer schizophrenen Psychose kommt es auch zu biochemischen Veränderungen im Gehirn. Dabei spielt der Neurotransmitter Dopamin eine große Rolle (Dopaminhypothese), der während einer akuten Psychose überaktiv ist und dadurch zu einer zentralnervösen Überregbarkeit führt. In diesem Transmittersystem wirken die Medikamente zur Behandlung der Schizophrenie, die so genannten Neuroleptika.

Diese zeigen, dass die neurobiologischen Grundlagen der Schizophrenie nicht auf einen bestimmten Punkt im Gehirn festzulegen sind. Sie ist eher ein Ergebnis einer Reihe von biologischen Faktoren.

Psychosoziale Faktoren

Häufig treten akute schizophrene Schübe in besonders belastenden und veränderungsträchtigen Lebenssituationen auf. Dem zufolge sind es also bestimmte Belastungssituationen, die in Zusammenwirken mit anderen Faktoren zum Ausbruch einer schizophrenen Psychose führen können.

Wie wird eine Schizophrenie behandelt?

Aufgrund der Tatsache, dass an der Entstehung der Schizophrenie vielfältige Faktoren beteiligt sind, wird auch bei ihrer Behandlung ein sogenannter mehrdimensionaler Therapieansatz praktiziert, der aus einer Kombination psychopharmakologischer (Medikamente), psycho- und sozialtherapeutischer Maßnahmen besteht.

Medikamentöse Behandlung

Diese Art der Behandlung steht insbesondere in der akuten Krankheitsphase im Vordergrund. In erster Linie werden dabei sogenannte Antipsychotika oder Neuroleptika eingesetzt, die spezifisch auf psychotische Symptome (positive Symptomatik, also etwa die Halluzinationen) wirken. Ihr Effekt beruht auf der blockierenden Wirkung, die Neuroleptika auf die zentralen Dopaminrezeptoren im Gehirn ausüben.
Was die Dosierung angeht, so wird üblicherweise mit einer niedrigen Dosierung begonnen, die unter Beachtung der individuellen Sensibilität für Nebenwirkungen gesteigert wird, bis befriedigende antipsychotische Effekte erreicht werden. Bei akuten psychotischen Zuständen wird sofort mit der vollen Dosis begonnen. Wird nach 4-6 Wochen kein befriedigender Effekt erreicht, sollte auf eine andere neuroleptische Substanzgruppe umgestellt werden. Ist die akute Symptomatik abgeklungen, wird die neuroleptische Therapie mindestens 6 Monate im Sinne einer Erhaltungstherapie weitergeführt. Kommt es trotzdem zu wiederholten Rückfällen, werden wesentlich niedriger dosierte Neuroleptika zur vorbeugenden Langzeittherapie eingesetzt.
Zusätzlich werden manchmal Antidepressiva oder angstlösende Medikamente (Tranquilizer) verschrieben.
Die negative Symptomatik kann durch modernere Antipsychotika (Amisulprid) positiv beeinflusst werden.

Zu den modernen Substanzen der Antipsychotika/ Neuroleptika gehört Amisulprid. Amisulprid ist ein modernes atypisches Antipsychotikum, das zur Behandlung der akuten und chronischen Schizophrenie eingesetzt wird.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Eine medikamentöse Therapie muss vor allem außerhalb der akuten Phase der Schizophrenie durch nicht-medikamentöse Behandlungen ergänzt werden. Hierzu gehört heute vor allem die Psychoedukation, oder die Psychotherapie.

Soziale Integration

Der Öffentlichkeit fehlt es an Wissen über die Schizophrenie, so dass sich der Umgang mit dieser Krankheit oft sehr schwierig gestaltet. Patienten leiden in der Öffentlichkeit häufig unter fehlender Akzeptanz bis hin zur Ablehnung oder Furcht. Es mangelt an sozialer Integration, woraus ein nicht unerheblicher Problemkreis entsteht, völlig unabhängig von der eigentlichen medizinischen Behandlung.